Klassifizierung der Funkmeßstellungen
Stand 23.03.2010
Funkmeßstellung 1. Ordnung der Luftwaffe /
Luftnachrichtentruppe:
Die Besatzungsstärke betrug ca. 250 Mann.
War die Stellung nachtjagdfähig so erhöhte sich die Personalstärke auf ca.
300
Mann.
- 1 x Jagdschloß als Rundumsuchgerät
- 1 x Wassermann als Fernsuchgerät
- 2 x Freya (davon einmal mit Kennung) als
Flugmeldegerät
- 1x oder 2 x FuSE 65 Würzburg-Riese als
Flugzielgerät
(in verschiedenen Stellungen 1 x Freya-Fahrstuhl)
In der Praxis kamen auch andere Typen (beispielsweise Versuchsbaureihen) oder
eine andere Anzahl vor.
Funkmeßstellung 2. Ordnung der Luftwaffe /
Luftnachrichtentruppe:
Die Besatzungsstärke betrug ca. 200 Mann.
- 2 x Freya (davon einmal mit Kennung und AN-Zusatz) als Flugmeldegerät
- 2 x FuSE 65 Würzburg-Riese als Flugzielgerät
In der Praxis kamen auch andere Typen (beispielsweise Versuchsbaureihen)
oder eine andere Anzahl vor.
Funkmeßstellung 3. Ordnung der Luftwaffe /
Luftnachrichtentruppe:
Die Besatzungsstärke betrug ca. 150 Mann.
- 2 x Freya (davon einmal mit Kennung und AN-Zusatz) als Flugmeldegerät
- meist anstelle eines Freya-Geräts ein Wassermann oder Mammut-Gerät
- 1 oder 2 x FuSE 62 Würzburg D als Flakziel- oder ein FuSE 65 Würzburg-Riese als Flugzielgerät
In der Praxis kamen auch andere Typen (beispielsweise Versuchsbaureihen)
oder eine andere Anzahl vor.
Jagdführungszentralen
Die Meldungen der Funkmeß- und Peilstellungen der Luftwaffe
wurden an zentralen Stellen gesammelt und koordiniert an die Jagdfliegerverbände
weitergegeben. Knotenpunkt im Hinterland waren Großraumgefechtsstände der
einzelnen Jagddivisionen. Häufig waren die vorderen Jagdführungszentralen innerhalb von
Funkmeßstellungen 1. Ordnung eingegliedert und wurden von deren Tiefflieger- und
Infanterieschutz mitgesichert.
Jagdführerstand
Gygges
Grove/Karup / Jütland
[Carsten Petersen] |
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L 487
Jagdführungszentrale
Stellungs- und Flugmeldezentrale
mit 2 Fluma-Tischen
und Karten für die Eigenlage der Stellung
Stützpunkt Ringelnatter
Kryle
Westjütland / Dänemark |
In einem L 487
Jagdführerstand Bertha
der
Funkmeßstellung Büffel
Blaavandshuk / Südwestjütland
[LHAB] |
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Flum/FuMO - Funkmeß-Peilstellen der Luftwaffe und der Marine
Neben den Großsuchstellungen wurden entlang der Küsten auch einzelne
Peilstellungen errichtet, die im Kettenverbund ihre Meßwerte an rückwärts
eingerichtete Flug- oder Schiffsortungszentralen weitergaben.
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FuMO 214 Würzburg-Riese
Funkmeßortungsstellung Bamberg
Blaavandshuk / Südwestjütland
[Museumscenter Hanstholm] |
Man beachte das
"oder"! Es kam nämlich nicht zu einer (an sich logischen) Zusammenarbeit der
Luftwaffen- und der Marineüberwachungsketten, sondern jede Teilstreitkraft
arbeitete autark für sich. Oftmals waren für den gleichen Überwachungssektor
eingesetzte Geräte räumlich eng beieinander, taktisch jedoch "Welten"
voneinander getrennt.
Das Sammelsurium von Gerätetypen in diesen
Peilstellen war vielfältig. Bei der Luftwaffe herrschten das FuSE 65, bei der
Marine neben dem FuMO 214 die Geräte FuMO 1-5 vor.
Jägerleitstellungen
Um deutsche Bomber und Jagdflieger schnellstmöglich an ihre
Ziele zu bringen, errichtete die Luftwaffe zusätzlich zu den Funkmeßstellungen
und mit diesen zusammenarbeitend, eine größere Anzahl von Jägerleitstellungen,
die mittels Peilstrahlanlagen die Maschinen auf Kurs halten sollten. Die
Flugzeuge waren ihrerseits mit entsprechenden Empfangs- und Sendegeräten
ausgerüstet.
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Einige Einbaugeräte für Flugzeuge der Sammlung Horst
Beck |
Weitere
Orientierungshilfen, vor allem für die Nachtjagd, gaben
Funkpeilanlagen
und Leuchtfeuerstellungen.
Flugabwehrbatterien
Schwere Flugabwehrbatterien der Luftwaffe, der Marine und
(seltener) des Heeres waren zunächst bei Kriegsbeginn mit einem Flakzielgerät der Gattung FMG 38L/FMG 39L,
später dann FuSE 62 (resp. der Marineausführung) zur
Feuerleitung ausgestattet.
FuMO 213
in einer Flugabwehrbatterie
von Hanstholm
[Museumscenter Hanstholm] |
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Ortsfeste Großbatterien mit mehr als 6 Rohren des Kalibers 88 mm oder darüber
verfügten oft sogar über ein FuSE 65.
Neben den elektromagnetischen Suchanlagen besaßen schwere
Flugabwehrbatterien noch einen oder mehrere Flak-Scheinwerfer sowie akustische
Horchgeräte.
Marineküstenbatterien
Schwere Marineküstenbatterien, äußerst selten dagegen
Heeresbatterien, waren im Idealfall ebenfalls mit Funkmeßgeräten (der Aufgabe
entsprechend als Funkmeßortungsgerät bezeichnet) ausgestattet,
die ein Schießen bei Unsichtigkeit erleichtern sollten. Häufig waren dies FuMO
1-5, oft darunter die sogenannte Zerstörerdrehsäule, oder ein FuMO 214.
Schwere und mittlere Küstenbatterien besaßen neben ihren optischen
Zielerfassungsgeräten Zielscheinwerfer zur Durchführung eines Nachtgefechtes.
Diese Zielscheinwerfer waren normalerweise von der eigentlichen Stellung etwas
abgesetzt, um die Batterie dem Angreifer nicht zu verraten.
Weitere Anlagen der elektronischen Kampfführung
Um Feindbewegungen schon im Ansatz (bestenfalls bereits beim Start) zu
erkennen, entwickelte man Fern-, Fernst- und
Über-Horizont-Suchanlagen.
Der
Sektorenbegrenzung bei der Zielauffassung sollten
Rundsuchanlagen
entgegenwirken.
Um gegnerische Radartätigkeiten zu ermitteln, wurden Funkmeß-Erkennungs- und
Funkmeßbeobachtungsanlagen installiert.
Zur Störung gegnerischer Radartätigkeiten, wurden
Funkmeß-Störsender
entwickelt.
Daneben gab es natürlich noch die bekannteren elektromagnetischen Verfahren zur
Nachrichtenübermittlung wie Funk- und Richtfunkverfahren, die mit der
eigentlichen elektronischen Kampfführung höchstens physikalische Gemeinsamkeiten
haben, hier aber der Vollständigkeit halber aufgeführt sind.
Optische Kampfmittel
Zur Unterstützung hauptsächlich der Flugabwehrbatterien aller
drei Wehrmachtteile, gab es verschiedenste optische Geräte, die zur Zeit ihrer
Nutzung einen weltweit unerreichten Entwicklungsstand aufwiesen. Vor allem sei
hier auf die ganze Familie der Entfernungsmeßgeräte verwiesen, die, je nach
Größe und Komplexität mit mechanisch-elektrischen Bauteilen ausgerüstet waren,
deren Zusammenspiel ein geleitetes Abwehrfeuer höchster Präzision ermöglichten.
Teilweise wurden solche Geräte auch mit Flugmeßgeräten auf elektromagnetischer
Basis gekoppelt, um noch effizienter wirken zu können.
Entwicklungszweige dieser optischen Geräte wiederum wurden zu verschiedensten
Spezialaufgaben herangezogen. Ein Beispiel für eine solche Spezialaufgabe war
der Kinotheodolit.
Ein Theodolit genanntes Winkelmeßinstrument wird im militärischen Bereich zur
Messung von Horizontalrichtungen und Zenit- oder Vertikalwinkel eingesetzt.
Hierzu wird dieser Theodolit mittels eines Stativs über einem Punkt lotrecht
aufgestellt. Er besteht im Wesentlichen aus einem Zielfernrohr mit integriertem
Fadenkreuz, einem Vertikal- und einem Horizontal-Teilkreis und mehreren
Libellen, die eigentlich zur lotrechten Ausrichtung des Gerätes dienen
(Horizontierung. Die Winkel werden üblicherweise in der Einheit Gon gemessen,
wobei 100 Gon einem Winkel von 90° entsprechen. Bei der (u.a.
Flugabwehr-)Artillerie wird ein Theodolit Richtkreis genannt. Statt der Gradzahl
werden die Winkel in Strichen angegeben. Die spezielle Ausführung des
Kinotheodoliten diente im II. Weltkrieg zur Flugbahnmessung der A4 Raketen
entlang der Ostseeküste.
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Ein Kinotheodolit
[I. Schobesberger] |
Ein Kinotheodolit
[I. Schobesberger] |
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Anmerkung:
In den ersten Jahren der Funkmeßtechnik wurden die Funkmeßgeräte FuSE,
in den einzelnen Stellungen entgegen der offiziellen technischen
Bezeichnung FuMG
oder FuMO genannt.
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