| |
Kölner Luftschutz
Stand 16.09.2019
Am Tag des Denkmals werden in Köln nicht nur die preußischen
Forts besichtigt, sondern es werden der Bevölkerung auch Luftschutzanlagen
gezeigt, die sonst verschlossen sind. Einige díeser Anlagen erfreuen sich
mittlerweile eines so hohen Interesses, daß sie auch zu regelmäßigen
Besuchszeiten ganzjährig geöffnet sind.
Der Röhrenbunker am Reichensperger Platz
Unter einer Parkanlage am Reichensperger Platz wurde zu
Luftschutzzwecken ein Röhrenbunker angelegt. Die Anlage wurde durch Zufall
unverschlossen (und unzerstört!!!) aufgefunden. Mittlerweile wurde der Bunker durch die CRIFA
gesäubert, gesichert und wiederhergerichtet. Ein Kleinod mitten in der Kölner
Innenstadt – betreut durch die Mann(- und Frau)schaft des Kölner
Festungsmuseums!
Am Samstag vor dem Tag des offenen Denkmals 2019 wurde der Bunker
wieder einmal geöffnet. Die Besucher harrten geduldig im strömenden Regen bis
zuletzt aus, um sich den Röhrenbunker einmal ansehen zu können.
Der nördliche Zugang zum Röhrenbunker
läßt nicht darauf schließen, daß sich hier unten "mehr" als
beispielsweise nur ein Lüftungsschacht der U-Bahn verbirgt. Vielleicht
blieb das Bauwerk daher so lange unentdeckt. Hier ein Bild von 2009.
Bei den Führungen verlassen die Besucher die "Angströhre" an dieser
Stelle. |
|
|
Der südliche Zugang bildet den Beginn der Führungen,
die einmal im Monat vom Kölner Festungsmuseum veranstaltet
werden. |
Leider spielte der Wettergott 2019 nicht
immer mit und man war froh, untertage zu kommen und trocken zu bleiben. |
|
|
Der Zugang zum Innenteil des Luftschutzbunkers |
Mit viel Engagement haben die
Mitarbeiter vom Kölner Festungsmuseum im letzten Jahrzehnt die Gänge
gereinigt ... |
|
|
... und mit Details ausgestattet, die das Ausharren
in der "Angströhre" begreiflich machen. |
Wenigstens von Gasangriffen blieb man im
II. Weltkrieg verschont. Ein schwacher Trost bei all' dem Leid, welches
die Zivilbevölkerung bei den Luftangriffen über sich ergehen lassen
mußte. |
|
|
Der Röhrenbunker konnte notdürftig beheizt werden. |
Sogar die Sitzbänke hat man nachgebaut
und hier und da mit persönlichen Utensilien versehen, die, mit dem
Notdürftigsten versehen, mit in den Untergrund müssen. |
|
|
Von der Firma AUER stammen die
Filteranlagen |
|
Verzweigung des M-förmigen Röhrenbunkers |
Ein Stich der 3er Verzweigung endet beim
Notausgang ... |
|
|
... der von außen kaum als solcher wahrnehmbar ist. |
Heizkörper, sanitäre Anlagen und der
Nordzugang von innen |
|
Als Außenstelle des Festungsmuseums Köln kann im
Kölner Norden an jedem 3.
Samstag im Monat (bitte erst nach erfolgter
Vereinbarung) ein Luftschutzturm der Bauart Winkel
besichtigt werden.
|
Der Turm war lange Jahre für die Öffentlichkeit
gesperrt.
Die CRIFA hat ihn in mühevoller Arbeit entrümpelt, gereinigt und wieder
begehbar gemacht. |
Am Tag des Denkmals (13.09.) 2015 konnte
der Turm erstmals wieder einer breiten Öffentlichkeit gezeigt werden.
|
|
|
Die Kölner ließen sich diese einmalige Gelegenheit nicht entgehen und
nahmen rege an den intensiven Vorträgen und Führungen teil, die die
Geschichte des Bauwerks erläuterten. |
Von der CRIFA wurden wir eingeladen,
unsere Publikationen im Souterrain zu präsentieren.
Hier wurde auch eine Sammlung seltener Fotografien der Glanzstoff-Werke
ausgestellt, die den Winkelturm zu Kriegszeiten als Schutzbau nutzten. |
|
|
Die Führungen begannen durch den Zugang im
Hochparterre. |
Der zweite obere Ausgang blieb
verschlossen. |
|
|
Im großen Schutzraum wurden Vorträge gehalten. |
Die Inschriften weisen darauf hin, daß
der Schutzbunker nicht nur für die deutschen Werksangehörigen, sondern
auch für die Fremdarbeiter genutzt wurde. |
|
|
Oben im Turm befinden sich heute noch die
Installationen der Lüftungsanlage ... |
... sowie die Meldeanlagen der Luftraum-
und Brandbeobachter. |
|
|
Überall sind noch die Überdruckventile an Ort und
Stelle. |
Der Eingang zum Souterrain, hier beträgt
der Durchmesser des Turms 18,60m. |
|
Zur Vertiefung:
[1] |
Ein Bericht über den
Kölner Winkelturm ist in unserem Heft
52 der
DAWA
Nachrichten zu finden. Darin auch ein kurzer Abriß über
die Glanzstoff-Courtauld-Werke. |
Als eine der meistbombardierten Städte Deutschlands hatte
Köln schwer unter der alliierten Lufthoheit zu leiden. Relativ nah an
Deutschlands Westgrenze gelegen, wurde Köln schon recht früh mit
Luftschutzanlagen für die Zivilbevölkerung und Werktätigen ausgestattet. Diese
waren von vielfältigster Bauweise: vom einfachen Deckungsgraben (überdeckt oder
offen), über Luftschutzkeller, Spitz- und Röhrenbunker (wie oben beschrieben) bis
hin zu den großen unter- und oberirdischen Luftschutzbunkern. Dazwischen im
bunten Mix Gefechtsstände oder Leitbunker. Einige davon sollen nachfolgend
vorgestellt werden. Teilweise werden die Anlagen anläßlich der Aktionstage
Tag der Kölner Forts oder Tag des offenen Denkmals der
Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Im September 2019 war es der
Hochbunker Grüner Hof, der zum ersten Mal
– und voraussichtlich zum letzten Mal (!) – seit Kriegsende wieder für
die Öffentlichkeit, diesmal aber zwecks Besichtigung, geöffnet wurde. |
|
|
Der Bunker liegt inmitten der ebenfalls
denkmalgeschützten "Riphan-Siedlung" in Köln-Mauenheim, die ihrerzeit
für die geringverdienenden Arbeiter und Angestellten errichtet wurde. |
Wochenlang haben die Mitglieder vom
Kölner Festungsmuseum geschuftet, gefegt,
geschrubbt und gelüftet, um das Bauwerk den Besuchern im bestmöglichen
Zustand nach der letzten Renovierung durch den Bund Mitte der 80er Jahre
präsentieren zu können. |
|
|
Eine kleine Ausstellung erläuterte den Luftschutz im
Kalten Krieg. |
Sogar an Feuchttücher zur Reinigung samt
Abfalleimer haben die Helfer des Kölner Festungsmuseums
gedacht, um die Besucher in Ruhe den Filtersand "erfühlen" lassen zu
können. |
|
|
Der Bunker wurde zum ersten Mal in den 60er Jahren
an die geänderten Verhältnisse – auch baulich – angepaßt . Ausgeräumt,
wie der Bunker ist, muß man per Kreide die Situation der Bunkerinsassen
verdeutlichen. |
Die noch vorhandenen Installationen stammen sämtlich aus
der Nachkriegszeit. |
|
|
Auch die Schotten der Eingangsbereiche sind neuerer
Bauart. |
In der Nachkriegszeit diente der Bunker
vielen Flüchtlingen und ausgebombten Kölnern als Unterkunft. Ein
Besucher berichtete uns am Tag des offenen Denkmals, daß er – direkt
nach dem Krieg – als Kind
dort 5 (!) Jahre zugebracht hätte. Zum Vergleich zu heutigen
Flüchtlingsunterkünften: sanitäre Anlagen und die Küche. |
|
Im ehemaligen Bahnbetriebswerk Nippes wurde ein
Fernmeldebunker der Reichsbahn betrieben. Vom Bw ist nichts mehr zu sehen, der Bunker ist
aber noch vorhanden und wird gelegentlich zu Besichtigungen geöffnet (siehe
DAWA Sonderband 16 - Militärmuseen in Deutschland).
Der Jäger-Leitbunker KOLIBRI ist der Bevölkerung eher als
Zoobunker bekannt. Das Bauwerk wird heute noch genutzt, seine
Peripheriebauwerke sind noch erhalten, aber weitgehend ungenutzt.
Direkt am Hauptbahnhof (Seite Breslauer Platz) sieht man
ein verglastes Gebäude. Dahinter versteckt sich der - bereits in seiner
Planung vom Architekten Riphahn als Hochgarage für Kfz angelegte - oberirdische
Bahnhofsbunker, der heute teilweise wieder als Garage der RWZ genutzt wird.
Springen wir hinüber zur anderen Rheinseite. Im Ortsteil
Mülheim steht an der Berliner Straße ein unter Nutzung stehender Hochbunker.
Im Deutzer Hafen (Südostecke) findet man noch diese
Splitterschutzzelle für den Brandschutzmelder.
Weiter südlich, im Ortsteil Poll (an der Siegburger
Straße), wurde jahrzehntelang ein flacher Hochbunker als Lagerhaus genutzt.
2008 umgebaut, ist er heute als Nobel-Eigentumsimmobilie nicht mehr wiederzuerkennen.
|